Prof. Dr. Uwe Wollina

Dermatologe, Venerologe, Allergologe und Arzt für Umweltmedizin aus Dresden

Interview mit Prof. Dr. Uwe Wollina, entnommen aus PSO Magazin 5/2017

PSO Magazin: Sie feiern in diesem Jahr ein kleines Jubiläum, denn Sie gehören dem Wissenschaftlichen Beirat seit 20 Jahren an. Das Interview mit Ihnen führten wir vor elf Jahren. Schon damals betonten Sie, wie wichtig Ihnen die Zusammenarbeit mit Rheumatologen sei. Sie hatten seinerzeit bereits seit einigen Jahren Symposien zur Psoriasis-Arthritis mit Kollegen aus der Rheumatologie organisiert. Das war damals noch recht ungewöhnlich?

Professor Wollina: Das ist richtig. In den 1990er Jahren fristete die Psoriasis-Arthritis noch ein Schattendasein im rheumatologischen Bewusstsein. Inzwischen sind Psoriasis und Psoriasis-Arthritis spannende Themen geworden, die international große Aufmerksamkeit gefunden haben. Das liegt vor allem auch daran, dass die therapeutischen Möglichkeiten sehr stark zugenommen haben. Dass hätte sich vor 15 bis 20 Jahren niemand vorstellen können, welche Vielfalt da entstehen würde.

PSO Magazin: Es ist nicht zuletzt auch Ihrem Engagement zu verdanken, dass unter Medizinern die Stadt Dresden zu einer wichtigen Adresse in Bezug auf die Psoriasis und Psoriasis-Arthritis geworden ist. Seit zwölf Jahren veranstalten Sie dort ein interdisziplinäres Symposium zu den beiden Krankheitsbildern. Was tun Sie da genau?

Professor Wollina: Wir organisieren eine dreitägige Fortbildung, in der wir über alle Aspekte dieser zwei Erkrankungen informieren, aber auch praktisch arbeiten. So bieten wir beispielsweise klinische Untersuchungskurse an, aber auch Kurse zur Röntgendiagnostik und zur Physiotherapie. Uns ist wichtig, dass die Kursteilnehmer das Erlernte in ihrer täglichen praktischen Arbeit umsetzen können. Dabei sollen sie aber auch aus wissenschaftlicher Sicht auf den neusten Stand gebracht werden.

PSO Magazin: Wer kommt zu diesen Veranstaltungen?

Professor Wollina: In der Hauptsache sind es Dermatologen und Rheumatologen, aber auch andere Berufsgruppen wie Orthopäden, Pathologen oder Physiotherapeuten sind dabei. Sie kommen hauptsächlich aus kleinen Kliniken oder Niederlassungen. Es sind jedes Jahr mehr als 100 Teilnehmer.

PSO Magazin: Auch an anderer Stelle arbeiten Sie an der Schulung von Kollegen. Ihre Klinik ist Teil des Psoriasis-Netzwerks Dresden/Ostsachsen, das Sie in Zusammenarbeit mit der Uniklinik Dresden betreiben. In diesem Rahmen übernehmen Sie ebenfalls viele Schulungen und Vorträge.

Professor Wollina: Das ist uns ein wichtiges Anliegen. Wir schulen Hausärzte und Internisten. Da gibt es immer noch viel Bedarf. Denn es gilt nach wie vor: Je früher die Diagnose gestellt und der richtige Facharzt hinzugezogen wird, desto besser sind die Therapiechancen.

PSO Magazin: Aufklärung und Wissensvermittlung betreiben Sie auch schriftlich. Bereits bei unserem ersten Gespräch vor zehn Jahren hatte Sie ein Fachbuch zu Psoriasis und Gelenkerkrankungen veröffentlicht. Zudem publizierten Sie in zahlreichen Fachzeitschriften und waren Schriftleiter mehrerer Zeitschriften.

Professor Wollina: Veröffentlichen tue ich auch heute noch. Zudem bin ich Herausgeber der Zeitschrift "Psoriasis: Targets and Therapies" (Psoriasis: Ziele und Therapien). Sie wird in den USA herausgegeben.

PSO Magazin: Eine große Vernetzung erreichen Sie auch durch Ihre Mitgliedschaft in zahlreichen Gesellschaften. Ihr Amt als Wissenschaftliches Beiratsmitglied im Deutschen Psoriasis Bund ist nicht Ihr einziges Engagement in diesem Bereich.

Professor Wollina: Nein, ich bin noch in vielen weiteren Gremien aktiv. Die wichtigsten sind da sicherlich die International Society of Dermatology. Dort bin ich für die Nachwuchsförderung zuständig. In der European Society of Aesthetic and Cosmetic Dermatology (ESCAD) kümmere ich mich um die Pressearbeit.

PSO Magazin: Kommen Sie auch noch dazu, zu forschen?

Professor Wollina: Ja. Aber wir betreiben keine Grundlagenforschung. Als Städtisches Klinikum sind wir eher daran interessiert, praktische Lösungen zu entwickeln. Deshalb kooperieren wir mit Partnern innerhalb und außerhalb Europas. Wir entwickeln häufig die Konzepte oder erstellen Hypothesen, die dann von den Partnern weiter verfolgt werden.

PSO Magazin: Woran forschen Sie gerade konkret?

Professor Wollina: Wir untersuchen die Rolle von einem bestimmten Fettgewebe als Ort, an dem zielgerichtet Moleküle für Entzündungen zur Entstehung von Psoriasis und Psoriasis-Arthritis produziert werden. Wir nennen es weißes Fettgewebe. Es ist nicht zu verwechseln mit dem gelben Bauchfett, denn es befindet sich als dünne Schicht unterhalb der Haut mit Psoriasis-Läsionen und in Gelenken, die von Psoriasis-Arthritis betroffen sind. Diese dünne weiße Fettschicht beeinflusst jeweils benachbarte Gefäße, Zellen und Gewebe, sowohl an der Haut als auch in den Gelenken. Das ist eine interessante neue Spur, die zu neuen Behandlungsmöglichkeiten von Psoriasis und Psoriasis-Arthritis führen kann. Aber wir stehen noch ganz am Anfang.